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CTH 458.7

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 458.7 (INTR 2013-01-23)

Fragment eines Beschwörungsrituals, durchgeführt vom AZU mit Erwähnung der lulaḫḫi- und ḫapiri-Götter (CTH 458.7)

Textzeugnisse

A

KUB 39.49

214/t

B

KBo 12.120

60/s

A. Vs. (II?) 5'-18'

Literatur

van den Hout 1994, 42-43; Archi 2007, 189-190; Haas 2003, 134.

Editionsgeschichte

Exemplar A wurde von H. Otten 1963 in KUB 39 publiziert, der eine Verbindung zu KUB 30.28 (CTH 488) herstellte1. Ebenfalls im Jahr 1963 legte H. Otten Exemplar B in KBo 12 vor.

Die zwei Fragmente sind hier erstmals als Duplikate identifiziert.

Inhaltsübersicht

Von KUB 39.49 ist die rechte Hälfte der Vs. II erhalten2; der Rand ist sehr nah, sodass der Text auf der rechten Seite der Tafel nahezu vollständig ist. Dagegen ist von KBo 12.120 die linke Hälfte der Vs. (I?) erhalten. Beide Fragmente stammen aus dem Haus am Hang.

Als Ritualaktanten treten mehrere AZU-Priester hervor. Die ersten Zeilen bleiben unklar: unter anderem sind hier typische Materialen für die Anlockung der Götter (vgl. galaktar und UDUi-ia-an-ta-aš-ša SÍGḫu-ut-t[u- … ] in kolon 8) und die lulaḫḫi-Götter und ḫapiri-Götter (vgl. kolon 10) erwähnt. Danach setzt der Text mit einem Dialog fort, den zwei AZU-Priester führen. Anscheinend befindet sich ein Priester bei einem Fenster, der immer wieder dieselbe Frage: „Wo ist der König?“ (vgl. Kola 15-16, 20-21, 25-26, 32-33) stellt3. Ein anderer AZU-Priester befindet sich weiter unten (vielleicht eben unten dem Fenster) und gibt jedes Mal eine Antwort. Leider sind die Antworten nie völlig erhalten, sodass der Dialog insgesamt schwierig zu verstehen ist.

Wie bereits erwähnt, wurde in der Forschung Exemplar A mehrfach mit KUB 30.28+ verglichen, wohingegen das Duplikat KBo 12.120 unerkannt blieb.4 Berührungspunkte zwischen CTH 458.7 und KUB 30.28+ ergeben sich vor allem aus den Dialogen, die beide Textgruppen enthalten. In KUB 30.28+ führt ein patili-Priester, der sich auf dem Dach eines Gebäudes befindet, ein Gespräch mit den Göttern im Inneren des Gebäudes.5 Der Priester wiederholt siebenmal seine Frage „Wohin ist er gegangen? (kuwapi pait)“ und die Götter antworten sechsmal, dass der Verstorbene in das šinapši-Haus gegangen und der Tag seiner Mutter eingetreten sei (d.h. der Tag seines Todes; vgl. Rs. 12-13) und sie ihn an der Hand genommen habe. Es existiert also eine '„räumliche Analogie“, weil sich die zwei Sprecher in einer höheren und tieferen Lage befinden, genau wie die zwei AZU-Priester in CTH 458.7. Ferner ist die Frage praktisch dieselbe, auch wenn die Antworten in CTH 458.7 ausführlicher erscheinen. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die letzte Antwort der Götter fast wörtlich der letzten Antwort der AZU-Priester entspricht (vgl. kola 35-38). In beiden Fällen darf wohl von einem ähnlichen Ritus ausgegangen werden: der in CTH 458.7 ist für den König6, und der in KUB 30.28+ ist für einen gewöhnlichen Verstorbenen vorgesehen.

Die zwei Ortsnamen in kolon 19 und 24 – URUḪuzziyawaḫ[- … ] und URUḪantelašši – sind nur in diesem Text belegt; ihre Namen scheinen bloße Fiktion oder Wortspielerei zu sein, denen die Namen zweier hethitischer Könige zugrunde liegt: der erste ist nicht völlig erhalten, aber der Name Ḫuzziya ist gut erkennbar, danach könnte eventuell ein unbekanntes Suffix folgen; der zweite enthält den Namen Ḫantili (luw. ḫantil(i) „erster“) mit dem luwischen Suffix für das „Adjectivum genitivale“ -šša/i.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Vgl. KUB 39, S. V. H. Otten ging von einer Zuordnung von KUB 30.28 als Fragment eines Totenrituals (CTH 450) aus.

2

Einer Notiz von H. Otten im Grabungsbuch folgend. Dort wird auf die Teile des Fragments verwiesen.

3

In kolon 15 wird der Standort des Priesters nicht angegeben.

4

Nach van den Hout 1994, 42-43, wären der König und die Königin Gesprächsgegenstand, aber in dem Text ist nur der König belegt. Haas 2003, 14, folgt einer Bemerkung von Beckman 1983, 237, bezüglich KUB 30.28 und vermutet, „es könnte sich dabei um Wiedergeburts- oder Wiederbelebungsritual handeln“.

5

Es handelt sich um die Götter, bei denen der Verstorbene weilt. Ferner ist auf die gleichen Präverben und Verben zu verweisen: kattanda memai und kattanda šarā memai.

6

Entgegen van den Hout 1994, 42, und Archi 2008, 189. Die Königin wird in diesem Ritual nicht erwähnt, in A. Vs. (II?) 22' und 23' ist lediglich MUNUS, nicht aber MUNUS.LUGAL geschrieben.


Editio ultima: 2013-01-23






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